Visuelles Atmen – zwischen den Terminen

Neulich habe ich einen alten Kalender gefunden.
Ich weiß nicht mehr so genau, aus welchem Jahr er stammt. Das Cover ist abgegriffen, die Seiten vergilbt, manche Ecken eingerissen. Termine, Notizen, To-do-Listen, schnell hingekritzelte Einkaufszettel. Alltag eben.

Aber dann:
Zwischen all dem Pflichtprogramm – kleine Skizzen.

  • Eine Uhr für einen ruhigen Sonntag.
  • Ein rauchender gestresster Kopf an einem Donnerstag/Freitag.
  • Ein Kälbchen neben der täglichen Zeiterfassung.
  • Erdbeeren zieren einen Montag im April.
  • Schneeglöckchen Anfang Februar.
  • Ein abgebranntes Streichholz.

Und plötzlich spüre ich: Da war ich. Wirklich.

Diese kleinen Zeichnungen waren keine Aufträge. Keine geplanten Illustrationen, keine Übungen. Sie sind einfach passiert – aus dem Moment heraus. Zwischen Atemzügen, aus Reflex, aus Überdruss oder Neugier.

Und jetzt – Jahre später – erzählen sie mir etwas. Nicht über das Jahr. Sondern über mein Innenleben.
Über meine Art zu schauen. Über das, was zu eng wurde und rausmusste. Über das, was ich damals vielleicht gar nicht greifen konnte – aber gezeichnet habe.

Ich nenne es gern: visuelles Atmen.
Kein Konzept. Keine Perfektion. Nur ein Stift. Und ich.

Vielleicht liegt genau darin die Kraft von Skizzen: Sie halten nicht fest, was passiert ist – sondern wie es sich angefühlt hat.

Und das bleibt.

Posted in Aus dem Skizzenbuch
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